Verbundprojekt "Ökologische Zusammenhänge zwischen Fischgemeinschafts- und Lebensraumstrukturen der Elbe"
Universität Hamburg, Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft
Gewässersohle, Uferbereiche und Vorländer der Elbe sind durch natürliche und anthropogene Einflußgrößen einer ständigen Veränderung unterworfen. Sie werden fortwährend durch strömungsbedingten Abtrag, Transport und Ablagerung von Feststoffen (Kiese, Sande, Feinmaterialien, etc.) verändert. Da Fische eine stark strukturgebundene Lebensweise besitzen, wird die Zusammensetzung ihrer Gemeinschaften durch Parameter wie Strömung, Uferverlauf, Wassertiefe und Korngrößenzusammensetzung des Sediments beeinflußt.
Verringert sich die Vielfalt der Lebensräume im Flußlauf oder gehen Laich-, Aufwuchs- und Rückzugsgebiete für die Fische verloren, nehmen Produktivität und Artenspektrum ab. Aus diesem Grund sind Fische gute Indikatoren für die Bewertung ökologischer Zustände des Fließgewässers.
Gerade wasserbauliche Maßnahmen, wie sie zur Zeit an der Elbe in Angriff genommen werden (Reparatur oder Neubau von Buhnen und Uferbefestigungen, konventionelle Hochwasserschutzmaßnahmen), können Artenvielfalt oder Bestandsgröße der Fischfauna schnell verringern, lassen sich aber in ihrer Auswirkung gegenwärtig nicht einschätzen. Das übergreifende Ziel dieses Projektes ist daher die Aufklärung der grundlegenden Zusammenhänge zwischen der Gestalt des Gewässerbettes und der Ufer, bzw. deren Veränderungen, und dem Gefüge der Fischgemeinschaften.
Für 10 ausgewählte Arten werden diese Zusammenhänge in verschiedenen natürlichen und künstlichen elbetypischen Teillebensräumen (Nebengewässer und deren Mündungen; Sand- und Kiesbänke; Überschwemmungsflächen; Buhnenfelder, Hafenbecken) qualitativ und quantitativ erfaßt und die Qualität dieser Habitate für die Fische bestimmt. Ökologische Zusammenhänge werden in einem Habitatmodell zusammengefaßt, das die realistische Abschätzung der Auswirkungen verschiedener wasserbaulicher Maßnahmen auf die Fischfauna ermöglichen soll. Ausgehend vom Ist-Zustand werden fischökologische Leitbilder und davon abgeleitete kurzfristig erreichbare Entwicklungsziele erarbeitet (Empfehlungen und Kriterien für Ufer- und Sohlbaumaßnahmen, Buhnenfelder- und Vorlandgestaltung).
Die im Projekt erzielten Erkenntnisse ermöglichen Prognosen für die ökologisch verträgliche Durchführung wasserbaulicher Unterhaltungs- und Baumaßnahmen (praktikable Entscheidungshilfen bei Buhnenbau, Ufergestaltung und Deichrückverlegungen) und liefern Entscheidungshilfen für Umwelt- und Fischereibehörden aller Ebenen sowie Vorgaben für die Erhaltung und Verbesserung des Lebensraumes Elbe. Darüber hinaus vervollständigen die Ergebnisse vorhandene Fischdatenbanken (z.B. bei der ARGE Elbe) und können für Sanierungs- und Renaturierungskonzepte in anderen großen Fließgewässern verwertet werden.