"Untersuchung der Auswirkung von Maßnahmen im Elbevorland auf die Strömungssituation und die Flußmorphologie am Beispiel der Erosionsstrecke und der Rückdeichungsbereiche zwischen Wittenberge und Lenzen"
Bundesanstalt für Wasserbau (BAW), Karlsruhe, Berlin
Die Strömungsverhältnisse und die Struktur von Fluß und Aue entwickeln sich aufgrund unterschiedlicher Randbedingungen, die zum einen natürlich bedingt sind (z.B. Untergrundverhältnisse, Niederschlags- und Abflußverhältnisse), zum anderen vom Menschen verursacht werden (z.B. Hochwasserschutz- und Strombaumaßnahmen).
An der Elbe sind in Zukunft aus unterschiedlichen Gründen Eingriffe im Bereich der Vorländer vorgesehen, deren Auswirkungen auf das Abflußverhalten, die Gestalt des Flusses und der Ufer und deren Dynamik derzeit nur unzureichend abgeschätzt werden können. Daher werden im Zuge dieses Forschungsprojektes mit Hilfe verschiedener physikalischer (gegenständlicher) und numerischer (mathematischer) Modelle unterschiedliche Szenarien des Umgangs mit dem Flußvorland analysiert, um hieraus optimierte Nutzungsvarianten ableiten zu können. Solche Szenarien sind u.a. Deichrückverlegungen (zur Auenregenerierung, aus Gründen des Hochwasserschutzes oder zur Erosionseindämmung), Veränderung der Vorlandvegetation (zur Auwaldentwicklung) sowie Vergrößerung des über die Vorländer abgeführten Abflußanteils (Schaffung von Flutmulden, Abtragen des ufernahen Vorlandes zur Verringerung der Sohlenerosion im Mittelwasserbett).
Im Rahmen des Forschungsvorhabens werden zwei Elbeabschnitte unterschiedlicher Charakteristik näher betrachtet:
In der sog. Erosionsstrecke der Elbe (Elbe-km 120 bis 230) zwischen Mühlberg und Wittenberg kommt es großräumig zu Sohleneintiefungen. Gegenmaßnahmen werden im Auftrag der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung in deren Zuständigkeitsbereich (Mittelwasserbett) bereits intensiv untersucht. Möglichkeiten zur Minderung der Erosion durch gleichzeitige Veränderungen im Vorland - u.a. die vom Staatlichen Amt für Umweltschutz (STAU) Dessau/Wittenberg vorgeschlagene Deichrückverlegung - und deren Auswirkungen auf Strömungs- und Feststofftransportverhältnisse werden in diesem Projekt analysiert.
Im Bereich Wittenberge bis Lenzen werden - aufbauend auf einer Untersuchung der Strömungsverhältnisse im Fluß und deren Veränderung nach einer Deichrückverlegung - die Strömungsverhältnisse in den Vorlandbereichen bei Hochwasserführung abgeschätzt. In Zusammenarbeit mit einem anderen BMBF-finanzierten Projekt der Landesanstalt für Großschutzgebiete (LAGS) werden Vorzugsvarianten für die Gestaltung des Vorlandes in diesem Deichrückverlegungsbereich erarbeitet.
Die zu untersuchenden Maßnahmen zielen darauf ab, eine höhere Dynamik und naturnähere Zustände in der Aue zuzulassen. Trotz der angestrebten Naturnähe können Zielkonflikte nicht nur bezüglich der unterschiedlichen Nutzungsformen sondern auch bezüglich des Arten-, Biotop- und Landschaftsschutzes auftreten. Zur Klärung dieser Konflikte werden im Zuge dieses Vorhabens Analyse- und Prognoseinstrumente für abiotische Parameter verbessert. Aufbauend auf den so gewonnenen Erkenntnissen können Eingriffsfolgen dann anhand praxisrelevanter Szenarien auch hinsichtlich der Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren aufgezeigt und bewertet werden.